Samstag, 16. November 2013

Heinrich Böll - "Der Zug war pünktlich"

Quelle: www.dtv.de
Über den Autor:
Heinrich Böll wird 1917 in Köln geboren, wo er 1939 ein Germanistik-Studium beginnt. Noch im selben Jahr wird er in die Dt. Wehrmacht eingezogen. Er bleibt Soldat, bis er 1945 für ein paar Monate in (US-amerikanische) Kriegsgefangenschaft gerät.
Nach dem Krieg verdient er sich bei Gelegenheitsjobs. Erst in den 1950ern erreicht er mit seiner Schriftstellerei Berühmtheit. Er ist ins Besondere für seine Kurzgeschichten und Erzählungen bekannt. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Im Jahr 1972 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
Er stirbt 1985, aufgrund eines durch jahrelangen Tabakkonsum entstandenen Gefäßleidens, in einem Kölner Krankenhaus.
(Quelle: wiki)

Inhalt/Über das Buch:
Der Soldat, Andreas, steigt in den Zug ein, der ihn zur Front bringen soll. Eines weiß er mit Sicherheit: Ich werde sterben ... bald.
Er denkt erst, dass er morgen sterben muss, aber die Zugfahrt wird noch länger und damit quälender, als erwartet.
Bald...

Meinung:
Wie zu erwarten, ist die Erzählung vom Stil sehr dicht und intensiv. Der Leser versetzt sich in den Soldaten, dessen Gedanken das Grundgerüst des Buches darstellen. Dass schafft Böll, ohne zu einem Ich-Erzähler greifen zu müssen.
Manchmal bekommt man auch nur Gedankenfetzen vorgesetzt, oder Halbsätze, die auf den psychischen Zustand der Personen rückschließen lassen. Auf diese Weise entsteht an manchen Stellen ein ergreifender "Sog", der den Leser in seinen Bann zieht. Das hat mich sehr beeindruckt.

Die Handlung dahingegen ist sehr überschaubar. Es spielt sich alles in einem kurzen Zeitraum von nur wenigen Tagen ab.
Meiner Meinung passt das Ende nicht zu der Geschichte, beziehungsweise zu den Charakteren. Leider wirkt es für mich etwas unrealistisch, da das gesamte Buch vorher keine Person mutig ist, oder aus der Bahn läuft. Die wenige Ausschmückung der letzten Szenen passen hingegen recht gut zu dem gesamten Werk.

Man merkt deutlich, dass Böll hier auch eigene Erfahrungen verarbeitet hat. Alles was im Zug passiert wirkt äußerst realistisch. Auch die Gedankenwelt der Soldaten lässt sich gut nachvollziehen und verstehen. Die Personen wirken gerade durch ihre Fehler und Verhaltensmuster sehr menschlich. So ändert sich das Auftreten des Unrasierten extrem, nachdem er beim Frisör war. Ab diesem Zeit Punkt hat er auch einen Namen.
Man erfährt die Geschichte vom (namenlosen) Blonden. Eine traurige kleine Episode.
Und natürlich alles über Andreas, der Jung und unschuldig in den Tod geschickt wird.
Etwas befremdlich wirkt auf mich dessen Frömmigkeit. Er betet oft, oder will zumindest beten. Es kann aber auch sein, dass er dass erst seit Kriegsbeginn macht, was wiederum passen würde.
Das Einzige was mich wirklich wundert ist, dass der Soldat lediglich Angst vor seinem Tod hat und nicht vor den Schmerzen, die er während des Sterbens erleiden könnte. Ich dachte immer, dass alle Menschen Angst vor großen Schmerzen haben, aber die Schmerzen werden in der gesamten Erzählung kaum erwähnt, was mir etwas realitätsfern vorkommt.
Auch die Hoffnung kommt etwas zu kurz. Gerade weil Andreas so gläubig ist, hätte ich mehr Hoffnung bei im erwartet.

Insgesamt hat mich die melancholische Stimmung des Buches sehr berührt. Obwohl man weiß wie alles enden muss, wird es nicht langweilig. Man begleitet den Soldaten gern in seiner Furcht, auch wenn es wenig Hoffnung gibt.

Fazit
Intensive Erzählung über die Furcht eines Soldaten vor dem nahenden Tod an der Front.

Zitat:
Samstag, denkt Andreas. Samstag ist ein ganz sicheres, volles Gefühl. Samstag werde ich noch leben. So nah hat er nicht zu denken gewagt. Jetzt begreift er auch, warum sein Herz schwieg, wenn er in Monaten oder gar in Jahren dachte. Das war ein Sprung, weit, weit übers Ziel hinaus, ein Schuß ins Leere, der ohne Echo war, ins Niemands- land, das es nicht mehr gibt für ihn. Es ist ganz nah, das Ende ist unheimlich nah. Samstag. Ein wildes, köstliches, schmerzliches Vibrieren. Samstag werde ich noch leben, den ganzen Samstag noch. [...]
Autor:Heinrich Böll
Kategorie:Erzählung; Gesellschaft
Erstveröffentl.:1949
Ausgabe von:2009
Seiten:144
Verlag:dtv
ISBN:3-423-00818-0

Bewertung (max. 5 Pkt.)
Stil:4
Handlung:4
Charaktere:5
Spannung:3
Humor:2
Fantasie:3
Gesamteindruck:3++

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen