Montag, 9. Dezember 2013

John Connolly - "Das Buch der verlorenen Dinge"

Quelle: www.amazon.de
Über den Autor:
John Connolly wird 1968 in der irischen Hauptstadt, Dublin, geboren, wo er studierte und später seine Tätigkeit als Journalist beginnt.
In seinen Romane "vermischen sich [bekannter Weise] Realität und Übersinnliches".
Für Das Buch der verlorenen Dinge erhält Connolly 2007 den Alex Award, eine renommierte amerikanische Jugendbuchauszeichnung.
(Quellen: wikipedia und Autorenvorstellung innerhalb des Romans (Seite 5))

Inhalt/Über das Buch:
Davids Mutter stirbt und er versteht sich nicht mit seiner neuen Stiefmutter, die ihm auch noch einen kleinen Halbbruder beschert. Immer häufiger sieht er den Krummen Mann und leise sprechen die Bücher in seinem Zimmer zu ihm. Bis er ihm eines Tages in einer anderen Welt wiederfindet. Doch hier ist es düster und Gefahren lauern überall.

Meinung:
Der Einstieg in das Buch ist mir sehr schwer gefallen. Schon früh habe ich viele Parallelen zu mir bereits bekannten Werken erkannt. Es gibt viele Anlehnungen an erfolgreiche Romane, die teilweise Vorreiter in der Fantasy-Märchen-Literatur darstellen. So wirkt der Anfang wie eine Mischung aus Das Wunder von Narnia (C.S. Lewis, 1955) und Der Zauberer von OZ (L. Frank Baum, 1900), der sogar in dem Buch erwähnt wird. Die Art wie David in die andere Welt gerät, erinnert an Alice im Wunderland (Lewis Carroll, 1865) und die Weise, wie er diese Wirklichkeit beeinflusst, ist ähnlich intensiv wie in Die unendliche Geschichte (Michael Ende, 1979).

Die Verwendung von zahlreichen Anlehnungen an diese Werke, muss ich leider sehr kritisch betrachten. Zwar entwickelt Connolly einen eigenen Stil, indem er die Entwicklung Davids vom Jungen zum Erwachsenen veranschaulicht, aber die extremen Ähnlichkeiten zu den Meisterwerken stößt bei mir dennoch übel auf.

Eine Abschwächung dieser Parallelen erlangt der Autor durch die klar erkennbare Neu-Verwertung von bekannten Märchen. Durch die Änderungen die der Autor vornimmt, schafft er es, dass die vielen Adaptionen als Kunstgriff angesehen werden können. Eine quasi öffentliche Bearbeitung der bekannten Geschichten soll das Virtuose an seinem Werk kenntlich machen.
Dieses Gefühl hat sich bei mir aber erst nach der Hälfte des Werkes eingestellt. Vorher habe ich mich regelrecht geärgert, meine "Lieblinge" nacherzählt vorgesetzt zu bekommen. Nachdem die Erzählungen immer blutiger und trauriger wurden, konnte ich Connolly "verzeihen". Tatsächlich hat er mich mit seinem dramatischen Ende sehr bewegt und die anfängliche Abneigung stark gemildert. Das Ende kann sich wirklich sehen lassen, es bietet Drama und Weisheit in einem zu Tränen rührenden Gesamtpaket.

Dennoch lässt sich die Handlung manchmal zu leicht voraussagen, was an den vielen Verwendeten Parallelen liegen mag. Dies lässt das Buch teilweise leider sehr konstruiert wirken und birgt auch Einbußen bei der Charakterdarstellung. So wird Davids anfängliche Angst nicht gänzlich spürbar. Erst gegen Ende gelingt eine intensive Verbindung des Lesers zu David.

Leider erinnere ich mich dennoch sehr gut, an meine anfänglichen Zweifel, weshalb mich auch der durchgehend gute Sprachstil nicht zu einer besseren Bewertung bewegen kann. Ich mag keine Kopien bereits bekannter Werke.
Schade, dass der Autor sich nicht einfach eigene Märchen hat einfallen lassen. Dann wären mir die gesamten Umstände zwar doch sehr ähnlich vorgekommen, aber Connolly hätte viel mehr Möglichkeiten für selbst entworfene Darstellungen der Entwicklung des Hauptcharakters gehabt. Aber das ist alles fraglich.

Insgesamt muss ich also sagen, dass ich dem Buch, obwohl ich es gut und spannend geschrieben finde, einige Abzüge machen muss, weil alles etwas "geklaut" wirkt.

Fazit:
Bekannte Märchen neu erzählt, aber in zu starker Anlehnung an bekannte Kinderbuchklassiker (leider viele Ähnlichkeiten)

Zitat:
David schaute ins Zimmer. Auf dem Fußboden lagen ein paar Federn, aber das war alles. Nirgends eine Spur von dem Vogel oder von dem seltsamen kleinen Mann, den er gesehen hatte. Er trat ans Fenster. Die Elster saß auf der verfallenen Mauer des Senkgartens, und es sah aus, als starre sie zu ihm hinauf.
[...]
Autor:John Connolly
Kategorie:Fantasy / Märchen
Erstveröffentl.:2006
Ausgabe von:2008
Seiten:336
Verlag:List
ISBN:3-471-30005-3

Bewertung (max. 5 Pkt.)
Stil:4
Handlung:2
Charaktere:3
Spannung:2
Humor:2
Fantasie:2
Gesamteindruck:2

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